R-Werte bei Industrieböden

Die R-Klasse beschreibt, wie rutschhemmend ein Boden ist – also wie stark die Oberfläche auch bei Neigung noch Haftung bietet. Sie ist ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl von Bodenbelägen in Produktions-, Lager- und Hygienebereichen, insbesondere in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie.


Messprinzip – das Schiefe-Brett-Verfahren

Die Bestimmung erfolgt nach DIN 51130: Eine mit Prüföl benetzte Bodenprobe wird schrittweise geneigt, bis die Prüfperson zu rutschen beginnt. Der Neigungswinkel, bei dem das passiert, bestimmt die Rutschhemmungsklasse (R-Wert). Je höher der Winkel, desto stärker die Rutschhemmung.

Klasse Neigungswinkel (°) Typische Anwendung
R9 6–10 glatte Betonflächen, Büros, Trockenräume
R10 10–19 leichte Rutschhemmung, Werkstätten trocken
R11 19–27 mittlere Rutschhemmung, feuchte Produktionszonen
R12 27–35 hohe Rutschhemmung, Lebensmittelindustrie, Nassbereiche
R13 >35 extreme Rutschhemmung, Schlachträume, Fischverarbeitung, ölbelastete Industrie

Wie wird R13 technisch erreicht?

Ein R13-Boden besitzt eine stark strukturierte, grob raue Oberfläche. Die Herstellung hängt vom Bodentyp ab:

1. Beton / Estrich

  • Kugel- oder Sandstrahlen zur Erzeugung einer groben Mikrostruktur

  • Abstreuen mit Quarzsand (typisch 0,7–1,2 mm oder gröber) in frische Beschichtung

  • Reprofilierung mit Strukturspachtel oder Hartkorneinstreuung (z. B. Korund, Bauxit)

  • Versiegelung mit Epoxidharz plus Antirutsch-Zusatz
    Typischer Aufbau: Epoxidharzbeschichtung + Quarzsandabstreuung + transparente Versiegelung → R13

2. Industriebeläge / Beschichtungssysteme
Mehrstufige Epoxidharz- oder Polyurethan-Systeme mit 2–5 mm Schichtstärke:
Grundierung → Verlaufbeschichtung → Quarzsand-Einstreuung → Versiegelung
Die Kornklasse des Sandes bestimmt die Rutschhemmung:

  • R10 ≈ 0,3–0,5 mm

  • R11 ≈ 0,5–0,8 mm

  • R12 ≈ 0,8–1,2 mm

  • R13 ≈ 1,2–2,0 mm oder gröber

3. Fliesen / Plattenbeläge
Die Oberfläche wird im Werk geprägt, gesintert oder aufgeraut. In Lebensmittelbetrieben sind zusätzlich V- oder U-Profilierungen in der Glasur üblich. Je rauer die Mikrostruktur, desto höher der R-Wert.


Praxis und Wirtschaftlichkeit

Mit zunehmender Rutschhemmung steigt auch der Reinigungsaufwand deutlich.
Ein R13-Boden ist nur dort sinnvoll, wo wirklich Öl-, Fett- oder Nassbelastung besteht.
Für normale Produktionsflächen ist R11–R12 meist das optimale Verhältnis aus Sicherheit, Reinigbarkeit und Wirtschaftlichkeit.


Beispiel: Aufbau eines R13-Bodens in der Lebensmittelproduktion

  1. Untergrundvorbereitung: Kugelstrahlen

  2. Grundierung: Epoxidharz 2K

  3. Verlaufbeschichtung: EP-Harz mit Füllstoff

  4. Abstreuung: Quarzsand 1,2–1,8 mm im Überschuss

  5. Absaugen des Überschusses

  6. Versiegelung: transparente, rutschfeste PU-Versiegelung

Ergebnis: R13 nach DIN 51130, oft zusätzlich geprüft auf Verdrängungsraumklasse V4–V10 (für Fett-/Flüssigkeitsaufnahme).


POWERJO Empfehlung

In der Praxis hat sich gezeigt:

  • R13 ist Pflicht in stark öl- oder fettbelasteten Zonen (z. B. Schlachtung, Fisch, Marinaden).

  • R12 ist ideal für die meisten Nassbereiche mit regelmäßigem Reinigungsaufwand.

  • R11 bietet in der Verpackungstechnik meist die beste Balance zwischen Arbeitssicherheit und einfacher Pflege.

Wer neue Produktions- oder Logistikflächen plant, sollte R-Klassen frühzeitig in die Layout- und Reinigungsplanung integrieren, da spätere Anpassungen kostenintensiv sind.

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